This Place. Fotoausstellung vom 7. Juni 2019 – 5. Januar 2020 im Jüdischen Museum Berlin - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Juedisches Leben



AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 06.06.2019


This Place. Fotoausstellung vom 7. Juni 2019 – 5. Januar 2020 im Jüdischen Museum Berlin
AVIVA-Redaktion

Gezeigt werden mehr als 200 Werke zwölf international renommierter FotografInnen. Sie nähern sich der Komplexität Israels und des Westjordanlandes künstlerisch über Themen wie Identität, Familie, Heimat, Konflikt und Topographie an. Die Ausstellung ist nach Stationen im DOX Center für zeitgenössische Kunst in Prag, im Tel Aviv Museum of Art in Israel und im Brooklyn Museum of Art erstmals in Deutschland zu sehen.




Der französische Fotograf und Initiator Frédéric Brenner konnte für das langjährige Projekt Wendy Ewald, Martin Kollar, Josef Koudelka, Jungjin Lee, Gilles Peress, Fazal Sheikh, Stephen Shore, Rosalind Fox Solomon, Thomas Struth, Jeff Wall und Nick Waplington gewinnen.




In der Tradition fotografischer Großprojekte reisten die Fotografinnen und Fotografen zwischen 2009 und 2012 mehrmals nach Israel und in das Westjordanland. Brenners Ziel war es, den aus der Berichterstattung über die Region bekannten Bildwelten neue künstlerische Motive hinzuzufügen. Die Ausstellung ist nach Stationen im DOX Center für zeitgenössische Kunst in Prag, im Tel Aviv Museum of Art in Israel und im Brooklyn Museum of Art erstmals in Deutschland zu sehen.

Über den Ansatz seines Projektes sagt Frédéric Brenner: "Nur durch die Sprache von Künstlern können wir hoffen, eine Begegnung zu schaffen, die die Komplexität dieses Ortes wirklich widerspiegelt. Und ich wusste, ich würde Mitstreiter brauchen, Künstler, die von Fragen getrieben sind und deren Arbeiten die Risse und Paradoxien dieses so wesentlichen Ortes ausleuchten könnten."



Der Blick von außen

An dem Projekt waren weder israelische noch palästinensische FotografInnen beteiligt. Viele FotografInnen waren zuvor nie in Israel gewesen. Mit ihren unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und künstlerischen Ansätzen brachten die zwölf FotografInnen neue Perspektiven ein. Zudem waren sie nicht in den täglichen Konflikten und Dialektiken des israelischen und palästinensischen Lebens verwurzelt. Im Gegensatz zu den meisten FotojournalistInnen wurde den zwölf KünstlerInnen für dieses Projekt mehrere Jahre Zeit gegeben, ihre Werke spiegeln ihre tiefe Auseinandersetzung mit dem Land, den Kulturen und den Menschen wider. Entstanden ist ein heterogenes und vielschichtiges visuelles Porträt Israels, das Bilder zeigt, die über die bereits bekannten Darstellungen von Israel und des Westjordanlands hinausgehen.



Zwölf fotografische Positionen

Die 12 künstlerischen Positionen sind sehr persönlich und poetisch. In der Wahl der Motive wurden den FotografInnen keine Beschränkungen auferlegt. Der Initiator Frédéric Brenner porträtierte schon 1987 in seinem ersten Fotoprojekt das jüdisch-orthodoxe Viertel Mea Shearim in Jerusalem und mehr als 25 Jahre lang in 40 Ländern jüdisches Leben in der Diaspora. In diesem Projekt untersucht er Israel als einen Ort radikaler Andersartigkeit, an dem Sehnsucht, Zugehörigkeit und Ausgrenzung zum Alltag der Menschen gehören.

Die US-amerikanische Fotografin und Pädagogin Wendy Ewald wählte eine andere Art der Erzählung und initiierte partizipative Fotoprojekte in Israel und im Westjordanland mit 14 Gruppen aus verschiedenen Communities. Sie ermutigte die Menschen, denen sie begegnete, selbst zu fotografieren. Indem sie ihre Kamera aus der Hand gab, konnte sie eine neue Erzählperspektive aus unterschiedlichsten Blickwinkeln abbilden.

Der slowakische Fotograf und Kameramann Martin Kollar setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Zukunft Israels aussehen könnte. Er verschaffte sich Zugang zu verschlossenen Orten, wie militärischen Stätten und wissenschaftlichen Einrichtungen. Seine Bilder wirken oft wie Orte eines Filmsets, sie spielen mit Realität und Fiktion und diffusen Vorahnungen drohender Katastrophen.

Der französisch-tschechische Fotograf Josef Koudelka macht die Sperranlagen zum zentralen Sujet seines epischen fotografischen Werkes. Seine Panoramabilder zeigen eine archaische Landschaft, den Einfluss der Mauer auf die Topographie und die schmerzhafte Realität dieser Trennungslinie.

Jungjin Lee, koreanische Fotografin und Künstlerin aus New York, verwirklichte ihr Projekt in der Wüste und Landschaft entlang des Westjordanlands. In ihren Bildern geht es um die Spiritualität der Orte, die Einsamkeit menschlichen Daseins und Spuren des Lebens in der Natur. Lees poetischer Ansatz, der durch den Druck auf koreanischem Maulbeerpapier verstärkt wird, lässt dem Betrachter viel Interpretationsspielraum.

Gilles Peress, französischer Fotograf, dokumentiert in seinen Bildern Alltagsszenen aus Ostjerusalem und dem palästinensischen Dorf Silvan. Peress interessierte vor allem die psychologische Seite des Konflikts und die davon geprägten Alltagsrealitäten der BewohnerInnen.

Der US-amerikanische Fotograf Fazal Sheikh zeigt ein Raster von 48 Luftbildern, die über der Negev-Wüste aufgenommen wurden. In seinen Bildern geht er Spuren der Veränderungen durch Militarisierung, Aufforstung oder dem Verschwinden von Beduinendörfer über Jahrzehnte nach.

Der New Yorker Stephen Shore beschreibt die Heterogenität des Landes, seiner Geschichte und seiner Bevölkerung als "unmöglich zu verstehen". Er fotografierte Straßenszenen, Landschaften und Heiligtümer, darunter das griechisch-orthodoxe Kloster Mar Saba in der judäischen Wüste. Die Ausstellung zeigt 14 Farbbilder, die mit seiner 8 x 10 Zoll Kamera entstanden.

Die US-Amerikanerin Rosalind Fox Solomon suchte mit ihren Porträts eine persönliche Annäherung an die ethnische Vielfalt Israels, der sie auf ihren Reisen durch das Land begegnet ist.

Der deutsche Fotograf Thomas Struth nähert sich Israel in seinen großformatigen Farbfotografien, die in Tel Aviv, den Golanhöhen, Ramallah oder Nazareth entstanden. Auf der Suche nach universellen Themen fand er eine Bandbreite an Sujets wie Technologie und Familie, Landschaften und Architektur, für die er bekannt ist.

Der kanadische Fotokünstler Jeff Wall ist mit einer einzigen emblematischen Fotografie vertreten, in der er sich mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Beduinen auseinandersetzt.

Der britische Künstler und Fotograf Nick Waplington arbeitete eng mit Familien in Siedlungsgebieten zusammen und zeigt ausschließlich Porträts jüdischer Menschen und Familien, die sich im Westjordanland niedergelassen haben.
"This Place" wurde organisiert von der Chronicle of a People Foundation, Inc., New York.



This Place
Laufzeit der Ausstellung:
7. Juni 2019 bis 5. Januar 2020
Ort: Jüdisches Museum Berlin, Altbau, 1. OG.
Eintritt: mit dem Museumsticket (8 Euro, erm. 3 Euro)
Öffnungszeiten: täglich 10-20 Uhr
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter: www.jmberlin.de/ausstelllung_this-place und auf Twitter: www.twitter.com/jmberlin | Hashtag: #ThisPlacePhoto #ThisPlaceJMB



Der Katalog "This Place", herausgegeben von Matt Brogan, Texte von Matt Brogan, Charlotte Cotton, Miki Kratsman, Jeff Rosenheim, Rachel Seligman, Gestaltung von Julia Wagner, grafikanstalt (2019, Englisch, 280 Seiten, 279 Abb., gebunden). Größe: 32,00 x 30,00 cm, Preis: € 48,00., ISBN 978-3-7757-4616-8) erscheint im Hatje Cantz Verlag.
Mehr Infos zum Katalog: www.hatjecantz.de

Text/Copyright: JMB, Juni 2019
Fotos/Copyright: Judith Kessler


Jüdisches Leben

Beitrag vom 06.06.2019

AVIVA-Redaktion